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Kultur im Internet? – Big Tech ist keine Lösung

Wie funktionieren eigentlich die Algorithmen der großen Social Media Plattformen, wie Facebook, Youtube, Twitch oder TikTok?

Ganz ehrlich? Keine Ahnung!

Denn leider sind sie nicht transparent, werden immer wieder geändert und können nur durch Beobachtung rekonstruiert werden. Womit das erste Problem schon genannt wäre.

Um die Algorithmen zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Geschäftsmodelle, also die Motivation der anbietenden Firmen. Die Big Tech Unternehmen bieten ihre Dienste für Nutzer:innen kostenlos an. Dennoch machen die Unternehmen enorme Gewinne. Beispielsweise Facebook 29,15 Milliarden Dollar und Google 40,27 Milliarden Dollar in 2020! Gewinne werden durch den Verkauf personenbezogener Daten erzielt. Die Daten werden von interessierten Personen und Organisationen benutzt, um Menschen dazu zu bringen bestimmte Dinge zu tun, die sie sonst vielleicht nicht tun würden. Beispielsweise Dinge zu kaufen.

Es ist für die Plattformen also wichtig ihre Nutzer:innen kontinuierlich zur Interaktion anzuregen, weil diese dadurch Informationen von sich preisgeben. Daher belohnen die Algorithmen Inhalte, die Nutzer zu mehr Interaktion verleiten. Besonders gut eignen sich dafür emotionale und polarisierende Posts mit ihren bekanntermaßen negativen Auswirkungen auf Gesellschaften und Individuen. Ähnlich wie die Tabakindustrie versuchen die Plattformen die negativen Effekte zu verschleiern.

Die Algorithmen fördern ebenfalls häufiges Scrollen und Kontextwechsel, da dadurch mehr Werbung ausgespielt werden kann. Es geht nicht darum Inhalte in der Tiefe wahrzunehmen, sondern darum möglichst viele Berührungspunkte mit Inhalten herzustellen. Ein Beitrag wird bei Facebook bereits als gesehen gezählt, wenn er 3 Sekunden in der Timeline eines Nutzers war. Metriken, wie Klicks und Views, sollen Nutzer:innen suggerieren, das sie mit ihren Inhalten viele Menschen erreichen, damit sie immer mehr Inhalte posten. Dies gipfelt in der Aufforderung an die Nutzer:innen Reichweite zu kaufen, die zuvor von den Algorithmen verknappt wurde. Tiefe der Wahrnehmung entsteht dadurch nicht.

Jede Interaktion der Nutzer:innen wird aufgezeichnet und fließt in Scoring und Klassifikation der Person ein. Auch nichts tun ist eine Interaktion, die Rückschlüsse auf die eigene Person zuläßt. Es kommen Techniken wie Dark Patterns (erschweren ungewünschter Aktionen, wie beispielsweise Datenschutzeinstellungen) und Nudging (fortwährendes niederschwelliges Animieren zu gewünschtem Verhaltens) zum Einsatz. Damit die Plattformen die Inhalte ihrer Nutzer:innen verwerten dürfen, verstecken sie Regelungen zu den Nutzungsrechten in unübersichtlichen allgemeinen Geschäftsbedingungen. Auch ein Dark Pattern.

Die Apps arbeiten mit Prinzipien des Behavioural Design, um Nutzer:innen so zu beinflussen, dass sie bestimmte, gewünschte Handlungen ausführen. Suchtverhalten wird dadurch gefördert. Es gibt eine ganze Industrie, die sich damit beschäftigt, wie man Inhalte am besten gestaltet, damit sie in den sozialen Medien wahrgenommen werden. Auch das zeigt, das das Werk keine Rolle spielt und es primär um oberflächliche Aufmerksamkeit geht.

Die Platformen verhindern die Mitnahme eigener Inhalte oder Follower, beispielsweise durch Export. Damit halten sie die Nutzer:innen in der Plattform gefangen und verhindern Abwanderung. Faktisch eignen sie sich damit die Inhalte an. Wenn ein Algorithmus entscheidet, Inhalte nicht mehr zu präsentieren, können sie für die Autor:innen verloren sein.

Durch die fehlende Transparenz begeben sich Nutzer:innen in Abhängigkeit der Plattformen. Das erfordert ein hohes Maß an Vertrauen. Schaut man sich das Verhalten der Unternehmen an, scheint dies kaum gerechtfertigt.

Fazit

Die Big Tech Plattformen sind allein dem Profit verpflichtet. Nutzer:innen sind lediglich Rohstofflieferanten und Konsumenten. Inhalte und Werke dienen nur als Köder um Nutzer:innen anzulocken.

Wir sehen in den Strategien der Big Tech Plattformen einen starken Gegensatz zu den Werten von Kunst und Kultur. Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung ist es daher an der Zeit bessere Wege zu suchen, selbstbestimmte Räume im digitalen zu besiedeln und zu kultivieren.

Hoffnung

Es gibt faire, alternative Social Media Plattformen im sogenannten Fediverse (Mastodon, PeerTube, Mobilizon, etc.). Sie verwenden keine Algorithmen und tracken ihre Nutzer nicht. Sie sind Open Source basiert und dezentral organisiert und können dadurch nicht zentral gesteuert oder von großen Konzernen gekauft werden.

Damit lässt sich Digitalisierung positiv gestalten.

FeedBeat bietet mit feedbeat.me eine Community für Kultur und einen Einstieg in das Fediverse und mit feedbeat.io die Möglichkeit für digitale und hybride Bühnenperformances und selbstbestimmte Verwertung.

Interaktiv, live und fair.